Sinzig. Hendrik Hering, rheinland-pfälzischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau und Beate Reich, Staatssekretärin im Justizministerium, statteten der Niederlassung der Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG in Sinzig einen Besuch ab.
Der Konzern gehört zur Spitzengruppe der deutschen Keramik-Produzenten und exportiert seine Produkte in mehr als 90 Länder, wobei der Schwerpunkt auf Architekturkeramik liegt und der Standort Sinzig zu mehr als 70 Prozent dieses Marktsegment bedient. Das Sinziger Fliesenwerk besteht seit 140 Jahren, eine Existenzdauer, von der sich der Minister beeindruckt zeigte. Beate Reich hatte die Besichtigung des bis heute wichtigen Arbeitgebers angeregt. Ein spezielles Interesse für Keramik bringt Hering schon durch seine Westerwälder Heimat mit. „Mein Bruder ist Töpfer“, ließ er zudem die Anwesenden wissen. Aus dem Kannenbäckerland mit seiner Jahrhunderte zurückreichenden keramischen Produktion und seinen bedeutenden Tonlagerstätten stammen auch die in Sinzig verarbeiteten Tone.
Bei einer eingehenden Werkführung mit Keramikingenieur Roger Kassner konnten die SPD-Politiker den modernen Fertigungsablauf von der Aufbereitung der Massen in der „Kontimühle“ über den Trockenprozess in Sprühtürmen, das Pressverfahren in formen und das Trocknen der Rohlinge bis zum Brennvorgang verfolgen. An der Führung nahmen außerdem teil der Landtagsabgeordnete Bernd Lang, sowie als Mitglieder des Arbeitskreises Keramik Karl-Friedrich Amendt, der Fliesen-, Platten- und Mosaiklegemeister Josef Erhardt, der langjährig bei den AGROB-Fliesenwerken (ab 1992 übernommen von der Deutsche Steinzeug) beschäftigte Hans Kettler, die Leiterin des Sinziger Heimatmuseums Agnes Menacher und Kunsthistorikerin Dr. Antoinette Lepper-Binnewerg.
Minister Hering hatte für seinen Besuch einen guten Zeitpunkt gewählt, denn neben dem Werkbetrieb konnte er in der Kantine zugleich die aktuelle Ausstellung „Heiß gebrannt und unverwüstlich“ – 140 Jahre Fliesen aus Sinzig“ in Augenschein nehmen. Menacher, die gemeinsam mit Lepper-Binnewerg das Projekt geplant und organisiert hat, erklärte, dass dem Museum aus Wohnungsauflösungen vor drei Jahren Objekte und Dokumente des Sinziger Fliesenwerks angeboten wurden. Ergänzt um stetig hinzukommende Kataloge, Schablonen für die handwerkliche Herstellung und Fliesen aus Abbruchhäusern sei eine Sammlung entstanden, die im Frühjahr 2009 zur Gründung des Arbeitskreises Keramik führte. Dessen ehrenamtliche Mitarbeiter erforschen seither die Geschichte des Werkes und tragen Zeugnisse der wirtschaftlichen Entwicklung zusammen. Das erste vorzeigbare Resultat dieser intensiven Bemühungen ist die „Heiß gebrannt“-Ausstellung, für deren Konzept und Gestaltung Dr. Antoinette Lepper-Binnewerg verantwortlich zeichnet. Die freiberufliche Ausstellungskuratorin erläuterte beim Rundgang das Spektrum historischer Fliesen, die dank prachtvoller Exponate im Zentrum der Präsentation stehen. Sie wies auf frühe Belege der Sinziger Fabrikation hin, auf die Fertigung, Verlegebeispiele in Sakral- und Profanbauten, die Produktionsphase während des 2. Weltkrieges ein und das soziale Miteinander im Werk.
Wirtschaftsminister Hendrik Hering nahm sich viel Zeit für die Erkundung von Werk und Ausstellung. Sein offenkundiges Interesse an den in der Ausstellung dargelegten Aspekten freute die Aktiven im Arbeitskreis ganz besonders.
Text: Hildegard Ginzler
Fotos: Hildegard Ginzler
© Heimatmuseum Schloss Sinzig – 2010
© Museum Sinzig 2024
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