Schloss Stolzenfels in Koblenz ist immer einen Besuch wert. Für den Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum in Sinzig galt das im Rahmen seiner jüngsten Exkursion noch mehr, da sich die Führung durch Jutta Arend sehr stark auf die Sanierung dieses besonderen Denkmals auf der Rheinhöhe bezog. Jutta Arend, selbst Vereinsmitglied, ist Projektleiterin der Schlosssanierung, die der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) Niederlassung Koblenz seit jetzt schon rund 15 Jahren durchführt.
Natürlich ging es bei der Besichtigung auch um die Geschichte des Schlosses und um das architektonische Grundkonzept. Das Schloss einschließlich Kapelle wurde 1847 fertiggestellt, mitten in der Phase der Rheinromantik. Daher ist es nicht nur ein repräsentatives Bauwerk, sondern geradezu eine Inszenierung. Das verdeutlichte Arend schon beim Fußweg nach oben. Ein gewundener Weg führt durch den Wald über eine massiv gebaute Brücke, vorbei am Klausengebäude, eine Art Vorankündigung des eigentlichen Schlosses, auf die Höhe. Da gibt es viel zu sehen und zu spüren, zumal man beim steilen Anstieg langsam unterwegs ist. Arend: „Das ist Romantik für alle Sinne“.
Damit geht es, am „Gipfel“ angekommen mit dem eigentlichen Bauwerk weiter. Der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm hatte den Bau 1836 begonnen und nach seiner Krönung 1840 als König Friedrich Wilhelm IV umfangreich weiter ausgebaut. 1842 wurde das Schloss feierlich mit dem Einzug des Königs und seiner Gemahlin eingeweiht. Die Stadt Koblenz hatte ihm zuvor die Ruine von Burg Stolzenfels per Schenkung überlassen. Die Ruine der im 13. Jahrhundert begonnenen, im 14. Jahrhundert ausgebauten und 1689 zerstörten Burg erwies sich als solides Grundlage für den Neubau des Schlosses in ähnlichen Dimensionen. Damit einher ging auch bauhistorische Forschung, wie Arend an einem Beispiel erläuterte: In den Mauern des alten Bergfrieds fanden sich Holzreste vom mittelalterlichen Baugerüst. Über eine dendrochronologische Untersuchung der Holzreste ließ sich das Fälldatum der Bäume und damit die Bauphasen des Bergfrieds im 13. und 14. Jahrhundert genau ermitteln.
Forschung und Sanierung beziehen sich aber im Wesentlichen auf das viel jüngere Schloss. Hier ging Arend ins Detail. Die Historiengemälde im kleinen Rittersaal im Stil der Nazarener wurden aufwendig gereinigt und an einigen Stellen vorsichtig ergänzt. Wertvolle Fensterscheiben mit filigranen Verzierungen an den Rändern erhielten ein mit dem bloßen Auge nicht sichtbares Schutzglas. Zusätzliche Anker stabilisieren den Talflügel mit den Königsgemächern. Und die Dachkonstruktion des Rheinflügels würde nicht mehr lange halten, wenn nicht neue Verstrebungen die Traglast übernommen hätten. Die arsenhaltige Farbe namens „Schweinfurter Grün“ an Innenwänden des vorgelagerten Torwächterhauses wurde mit großem Aufwand entfernt. Dazu mussten die Handwerker umfangreiche Schutzmaßnahmen auf sich nehmen.. Die giftige Farbe wurde per Zufallsbefund entdeckt.
Daneben gab es für die Gruppe aus Sinzig auch königlichen Luxus und zeitgenössisches Interieur zu bewundern. Etwa die symbolisch gedeckte Tafel im großen Rittersaal, die Möbel in den Wohnungen des Königs und der Königin – das gemeinsame Schlafzimmer liegt in der Mitte – oder die ehemalige Wasserspülung der Toiletten in diesem Bereich, für die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Besonderheit (die Lösung: Ein Wasserbehälter im Dach). Im Kontrast dazu die schlichten Räume der Dienstboten unter Dach.
Und natürlich strahlt der burgähnliche, romantisierte Bau an dieser Stelle eine besondere Faszination aus. Allgegenwärtig der Blick ins Rheintal nach Koblenz und zur Marksburg, eine Ikone für sich der Pergola-Garten, eine Besonderheit die Sommerhalle, ein extra kühler Raum, in dem das Königspaar sich vor Hitze schützen konnte.
Wenn auch das preußische Königspaar gar nicht oft vor Ort war, steht doch Schloss Stolzenfels symbolisch für die Rheinromantik und wirkt bis heute auf Gäste und Einheimische. Mit Blick auf die Bundesgartenschau in Koblenz 2011 war die Sanierung begonnen worden, fertig sind Jutta Arend und ihre Dienststelle damit noch lange nicht.
Matthias Röcke, stellvertretender Vorsitzender des Denkmalvereins, dankte Arend im Namen der Gruppe für ihre sehr authentische Führung und die vielen spannenden Informationen aus erster Hand
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