Sinzig. Das Sinziger Heimatmuseum im Schloss hat viele Facetten. Zuoberst im zweiten Stock zeigt es römische Münzen unbestimmter Herkunft sowie aus Keramik Öllämpchen, Statuetten des Matronenkults, Geschirr und Dachziegel. Dass die Funde auf Sinziger Gebiet mit einem Turmgespräch in der Reihe des Denkmalfördervereins und der Ausstellung „Römische Stempelarbeit unter der Lupe“ von Rudolf Menacher näher in den Fokus gerieten, liegt an den „Römerspuren“. Dieses Projekt zur Vernetzung von sieben zumeist römisch orientierten Museen der Region, einschließlich der Sinziger Einrichtung, gab den Anstoß, erklärte Museumsleiterin Agnes Menacher.
Schon als Lehrer im Rhein-Gymnasium hatte Rudolf Menacher 1989/90 mit einer Schüler- AG Münzen des Sinziger Museums fotografiert und bestimmt. Nun nahm er sich, darauf aufbauend, zusätzlich die Terra Sigillata vor, eine rotglänzende, feine Tischkeramik, die in Sinzig sowohl als glatte, wie als verzierte Ware hergestellt wurde. Bei der Produktion von Münzen und Keramik kamen jeweils Stempel zum Einsatz, was den Titel von Vortrag und Ausstellung begründet.
Wie bereits die Griechen fertigten die Römer per Hammerprägung Münzen, indem sie auf den zwischen Ober- und Unterstempel gebetteten Schrötling (Münzrohling) schlugen. Die rote Keramik entstand mittels von Stempeln verzierten Formschüsseln, wobei die Motive beim Endprodukt erhaben erscheinen.
Sogleich stellte Menacher klar, dass sich unter den 60 römischen Münzen des Museums keine Goldmünze, Aureus, befindet, aber immerhin neun Silbermünzen, wie Denare und ein Antonian, die inflationäre Nachfolgermünze. Vier Stücke der Sammlung bestehen aus Messing und 47 sind Bronze- und Kupfermünzen. Einen Legionsdenar des Marcus Antonius für die Legion XXI Rapax, die von 9 bis 43 nach Christus in Vetera stationiert war, von 70 bis 83 in Bonn und danach in Mainz, gibt zumindest Anhaltspunkte für den Fundort, der bei allen anderen Münzen unbekannt ist. Bis ins 3. Jahrhundert blieben diese Legionsdenare als Zahlungsmittel gültig. Als zweitältestes Exemplar nannte Menacher ein As (Münze mit dem niedrigsten Nennwert) des Tiberius mit den Buchstaben SC für Senatus Consulto, „auf Senatsbeschluss“ und erklärte: „Auf diese Münze bezieht sich die Zinsfrage in der Bibel“.
Seit Augustus bilden die Vorderseiten der Münzen meist den Kaiserkopf mit Lorbeer ab, bei Doppelwerten mit Strahlenkranz und in der Spätzeit mit Diadem. Die Rückseite galt der Propaganda, weshalb ein Denar Trajans Trophäen präsentiert. Den Namen des Kaisers, seine Titel und Ämter nannte die Beschriftung. Tiberius, Claudius, Vespasian, Domitian, Hadrian, Nero und Diocletian sind nur einige der vorkommenden Herrschernamen oder – köpfe, welche die Ausstellung mit Kurzbiografien begleitet.
Die meisten Sinziger Münzen entstammen der Blütezeit des 2. Jahrhunderts und dem 3. Jahrhundert, als schwere Germaneneinfälle den Rhein zum unsicheren Grenzraum machten. Bei Ausgrabungen am Rheinufer bei Sinzig stieß man auf eine Militärziegelei, welche die V. Legion Alaudae (die Lerchen) von 40 bis 69 nach Christus betrieben. Im Zuge des Bataver-Aufstands zerstörten linksrheinische Germanen und Kelten die meisten römischen Siedlungen im Ahrgebiet und die Sinziger Militärziegelei erlosch.
Die Ausstellung zeigt die mit Legionsstempeln markierten Ziegel, außerdem neben anderer Keramik intakte Stücke glatter Terra Sigillata, Bruchstücke dekorierter Ware, Formschüsseln sowie eine zusammengesetzte Bilderschüssel der Sinziger Manufaktur, die am selben Ort von etwa 140 bis 150 nach Christus produzierte. Die Töpfer kamen aus Trier, von wo sie 117 Stempel mitbrachten. Rheinauf und Rheinabwärts wurde die Sinziger Ware vertrieben. Sogar bis nach England gelangte sie.
Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt bis Jahresende donnerstags von 10 bis 12 Uhr und samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen.
Text und Fotos: Denkmalverein
© Heimatmuseum Schloss Sinzig – Mai 2018
© Museum Sinzig 2024
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