Andreae machte die Reise auf Einladung seines Bruders Otto zusammen mit ihm u. seiner Schwägerin Johanna im Herbst 1890 im Alter von 67 Jahren. Am 27. September traf er sich mit Otto und Johanna in Frankfurt. Von dort reisten sie über Wien, Budapest, Belgrad nach Konstantinopel, wo sie am 9. Oktober ankamen. Dort blieben sie 11 Tage im Hotel Royal, besichtigten die Sehenswürdigkeiten der Stadt u. machten Ausflüge an den Bosporus. Mit einem Dampfer fuhren sie am 20.10. weiter nach Athen, wo sie vom 21. bis 30. Oktober im Hotel „Grande Bretagne“ weilten. Andreae studiert begeistert die Zeugnisse der antiken Architektur, verbringt auch einige Regentage in Museen u. Sammlungen. Am 30. Oktober fuhren sie mit dem Zug nach Patras, wo sie sich nach Brindisi einschifften. Die Reise führte weiter nach Neapel u. schließlich nach Rom. In Florenz trat Andreae vorzeitig die Heimreise an, weil seine Frau sich in Wiesbaden einer Augenoperation unterzogen hatte. Am 10. November endete dort seine Reise.
Da zu dieser Zeit nur wenige Deutsche Studienreisen nach Istanbul und Athen unternahmen, stellt dieser Reisebericht eine Rarität dar. Mit großer Begeisterung besuchen der Maler und seine Mitreisenden die antiken Orte und Kunstschätze. In der Türkei begegnen sie einer fremden und exotisch anmutenden Kultur, während sie Athen als Höhepunkt der europäischen Kunst erleben. Der Wert des Albums liegt nicht nur in den Skizzen des Künstlers Carl Andreae, es stellt mit seinen großformatigen Fotos, die das Aussehen der beiden Städte Istanbul und Athen vor über 130 Jahren festgehalten haben, auch ein Zeitdokument ersten Ranges dar.
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