Neue Facetten
im Werk von Carl Andreae

Sonderausstellung im HeimatMuseum Schloss Sinzig zu
Kirchenfenstern und italienischen Impressionen

Sinzig. Was ein guter Fundus für ein Museum wert ist, konnten die Gäste der Vernissage in Sinzig unmittelbar erleben: die neue Ausstellung ist nur möglich geworden, weil das Sinziger Museum zu „seinem“ Maler Carl Christian Andreae (1823 – 1904) eine außerordentliche Vielfalt und Vielzahl von Werken sein eigen nennt.

Das würdigten einleitend die Beigeordnete der Stadt, Charlotte Hager, und für den Vorstand des Fördervereins Matthias Röcke. Museumsleiterin Agnes Menacher berichtete dem Publikum dann auch gleich, was die wertvolle Sammlung so hat anwachsen lassen. Nachfahren der Familie Andreae, von denen zur Eröffnung Erika Anstock und Marlis Andreae gekommen waren, haben den Museumsfundus mit Zuwendungen aus dem Familienbesitz über Jahre nachhaltig bereichert. Das Ergebnis von alldem ist nun, zehn Jahre nach „Carl Andreae – Maler, Zeichner, Porträtist“, seinerzeit zum 100. Todesjahr des Künstlers durchgeführt, eine Sonderausstellung zur Kirchenmalerei und zu italienischen Impressionen. Sie dauert bis 26.4. 2015 und ist geöffnet donnerstags von 10 bis 12 Uhr und an Wochenende von 14.00 bis 17.00 Uhr.

Neue Facetten im Werk von Carl Andreae
Museumsleiterin Agens Menacher stellt die neue Ausstellung vor – der Maler Carl Andreae war ein vielseitiger Künstler.

Andreae war ein Schwager von Gustav Bunge, der 1855 das Sinziger Schloss als Sommersitz hat bauen lassen. Der Sinziger Maler hat sich mit seinen Bildern dort verewigt und sich generell mit seinen vielen Zeichnungen und Gemälden einen Namen gemacht. Zum Schloss gehört beispielsweise die Ausmalung des Turmzimmers. Die Besucher konnten das Historienbild „Germanen am Rhein beobachten Römer“ nicht nur im Original, sondern auch als aus dem Fundus stammenden Entwurf bewundern. In erste Linie geht es in der Ausstellung aber um zwei neue Aspekte: Andreaes religiöse Malerei im Stil der Nazarener und die Faszination, die das Reiseland Italien auf den Maler ausgeübt hat.

Als Kirchenmaler fühlte er sich berufen und folgte damit seiner tief empfundenen Religiosität. „In mir steckt Andreae´sches Luthertum“, so hat er seine Einstellung dazu selbst beschrieben. Als Kirchenmaler feiert er seine größten Erfolge und wurde vielfach geehrt. Ein ganz wichtiges Zeugnis dieses Aspektes seines Werkes ziert die Ausstellung, nämlich die Entwürfe für die Gestaltung der Fenster in der Schlosskirche von Wernigerode. Gerade weil nicht alles so verwirklicht wurde wie entworfen, sind diese Darstellungen so interessant. Die Zuordnung der Fenster aus Wernigerode zum Werk Andreaes war erst im Zuge der Ausstellungsvorbereitungen gelungen. Überhaupt gehört viel Improvisation zur einer solchen Ausstellung. Noch wenige Stunden vor der Eröffnung ließ sich eine Kopie auf Leinwand des Bildes „Pfingstpredigt des Petrus“ beschaffen, eines wertvollen Andreae-Bildes, das sich in Privatbesitz befindet.

Von den ebenfalls von Andreae gestalteten Fenstern im Dom zu Pécs in Ungarn gibt es Fotos zu sehen. Und hier liegt ein weiterer Grund für Agnes Menacher, stolz zu sein auf „ihre“ Sammlung: Nachdem das Tagebuch über die Arbeiten in Pécs beim Archiveinsturz in Köln verloren gegangen ist, gibt allein die n Sinzig vorhandene Kopie noch Auskunft….

Jeder Künstler im 19. Jahrhunderts hatte den Wunsch, in Italien zu malen und die alten Meister zu bewundern. Andreae tat beides intensiv, eine große Auswahl seiner Impressionen bietet die neue Ausstellung. Es gab seinerzeit aber auch andere Motive im schönen Italien. Maler waren nämlich nebenher Kriegsberichterstatter. So schickten Andreae und andere um das Jahr 1848 zwei- bis dreimal wöchentlich Bilder von Kampfhandlungen im Zuge italienischer Unruhen an den preußischen Königshof.

Viel Stoff für eine umfangreiche Ausstellung. Nach dem Vortrag von Menacher führte Kunsthistoriker Stephan Pauly die Gäste zu den Exponaten. Sein engagierter Vortrag erläuterte nicht nur die Kunst hautnah, sondern sehr eindrücklich auch die Zeitumstände des 19. Jahrhunderts. Dazu passten die musikalischen Werke, die Theresa Menacher und Rudolf Menacher zuvor zur Einstimmung gespielt hatten.

Text: Matthias Röcke

Fotos: Denkmalverein

© Heimatmuseum Schloss Sinzig – Oktober 2014

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