Museum macht stark
– junge Sinziger Migranten beweisen es

Projekt im HeimatMuseum Schloss Sinzig präsentiert
– Videoclips als Museumsführer

Sinzig. Kann ich das? Was traue ich mir zu? Gerade junge Menschen begleiten diese Fragen oft und nicht selten lösen sie Verunsicherung aus. 16 Sinziger Jugendliche aus acht Nationen können dazu viel Positives berichten. Sie haben teilgenommen am Projekt „Museum macht stark“ im HeimatMuseum Schloss Sinzig, das sie jetzt der Öffentlichkeit präsentierten. Hardy Rehmann, Vorsitzender des Fördervereins Denkmalpflege und Heimatmuseum, begrüßte dabei im voll besetzten Sitzungssaal des Schlosses die Jugendlichen, ihre Familien und Freunde und weitere Gäste. „Wir haben eine Premiere zu feiern“, berichtete er stolz, denn zum ersten Mal hatte sich der Verein um Fördermittel des Bundes für ein Jugendprojekt beworben. Das sei eine große Herausforderung und ein Risiko gewesen – mit gutem Ergebnis, wie der Nachmittag zeigte.

Die Mädchen und Jungen im Alter von 12 bis 18 Jahren gehören überwiegend zu in Sinzig untergebrachten Flüchtlingsfamilien. Die meisten von ihnen bilden auch in der Sinziger Barbarossaschule eine Gruppe, in der sie intensiv die deutsche Sprache lernen. Bei „Museum macht stark“ haben sie nun viel gelernt, erprobt und Neues erlebt. Davon konnten sich ihre Eltern und Geschwister sowie Gäste überzeugen.

Museum macht stark – junge Sinziger Migranten beweisen es
Stolz stellen die Jugendlichen sich und ihre Arbeit bei der Präsentation im Museum Sinzig vor. Im Hintergrund Hardy Rehmann, Vorsitzender des Fördervereins, links Anette Hoffmann vom HoT Sinzig.

Das Projekt wird finanziert vom Deutschen Museumsbund und gemeinsam durchgeführt vom Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum in Sinzig e.V., dem HeimatMuseum Schloss Sinzig, dem Sinziger Haus der offenen Tür (HoT) und der Barbarossaschule. Die Jugendlichen haben bei den wöchentlichen Treffs im Museum insgesamt neun Videos gedreht, fotografiert, historische Szenen nachgespielt, geschrieben, gemalt und alles übersetzt. Ihre Themen waren die Düsseldorfer Malerschule – ein Schwerpunkt des Sinziger Museums – die Geschichte von Stadt und Museum, der originale Modellbau bei Fachwerkhäusern und historische Frisuren und Kleider. Mit neuem Wissen und Können frisch gewappnet führten sie ihre Gäste mit Elan durch das Museum und informierten hautnah, sowohl in Deutsch wie in ihrer Landesprache, was insbesondere ihren Eltern und Geschwistern gefiel. Auch das ist ein Effekt des Projekts: Weder die Jugendlichen noch ihre Eltern waren jemals zuvor im Sinziger Museum.

Das Thema Museum hatte die Gruppe auch bei Besuchen in Museen in Bonn (Museum König) und Koblenz (Ehrenbreitstein) erfahren – ein Erlebnis für die Mädchen und Jungen, die zum Teil erst zwischen zwei Jahren und sechs Monaten in Deutschland leben. Ein Medienworkshop hatte sie in die Videotechnik eingeführt. Gerade hier hatten einige ihr großes Erfolgserlebnis, denn aus schüchtern verlaufenden Erstversuchen waren am Schluss kompetent gemachte Kurzfilme geworden, die sie bei der Präsentation stolz zeigten und die von nun an im Sinziger Museum zu sehen sein werden. Unter anderem interviewten sie den Sinziger Journalisten und Gästeführer Bernd Linnarz, der dabei einmal als Kaiser Barbarossa und einmal als Schlossherr Gustav Bunge auftrat.

Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron dankte bei der Präsentation den Jugendlichen und ganz besonders dem Denkmalverein. Dies sei ein positives Beispiel der Integration – daran solle man orientieren in der allgemeinen Debatte, und nicht an generell auch vorkommenden negativen Beispielen. Geron betonte die Bedeutung der Zuwanderung auch für eine Kommune und sprach den Jugendlichen ein herzliches Willkommen aus. Museumsleiterin Agnes Menacher zeigte sich begeistert über die Ergebnisse des Projekts und erinnerte an eine Reihe jugendpädagogischer Unternehmungen in der Geschichte des Museums.

Koordiniert hatten die Arbeiten der Vorsitzende des Denkmalvereins Hardy Rehmann und Annette Hoffmann von HoT. Johanna Kretschmer von der Barbarossaschule, Pädagogin Uschi Röcke und Angelika Schneider vom Museum begleiteten die Gruppe über das ganze Projekt. Museumsleiterin Agens Menacher freute sich über das Interesse an „ihrem“ Museum und beglückwünschte die Gruppe zu ihren Arbeiten. Fazit: Das Projekt hat die Mädchen und Jungen stark gemacht und dabei haben sie sich so intensiv mit dem Sinziger Museum befasst wie nur ganz wenige.

Text und Fotos: Matthias Röcke

© Juni 2019 – Museum Sinzig

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