Ludwig XIV
1665/66: Die letzte Pestwelle in unserer Region
Die Pest brach bereits 1665 in Düren, Jülich, Köln und Bonn aus. Urkunden aus dem Jahr 1666 berichten von einem erneuten Pestausbruch in Remagen. Dort starb etwa die Hälfte der Einwohner, in Bodendorf knapp ein Drittel. Ob die Pest auch in Sinzig Opfer forderte, wissen wir nicht, da Ratsprotokolle und Kirchenbücher aus dieser Zeit fehlen. Es ist aber wahrscheinlich, denn zwischen 1666 und 1676 schrumpfte die Sinziger Bevölkerung um 28 Prozent. Dies war die letzte bekannte Pestwelle in unserer Region.
Die Eroberungskriege Ludwigs XIV. und das 18. Jahrhundert
Das Ende des Dreißigjährigen Krieges bracht keinen dauerhaften Frieden. Zwischen 1672 und 1714 führte Ludwig XIV. drei Kriege, unter denen Sinzig schwer zu leiden hatte. Im Holländischen Krieg 1672-1679 lagerten zuerst kaiserliche Truppen in Sinzig. Im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1688-1697 wurde Sinzig von französischen Truppen besetzt, die bei Ihrem Abzug 1689 das Sinziger Schloss zerstörten. Auch der Spanische Erbfolgekrieg von 1701-1714 führte zu Truppen Einquartierungen. Alle Seiten erpressten Nahrungsmittel, Viehfutter und Geld von der Sinziger Bevölkerung, die zunehmend verarmte.
Quelle: Sinzig und seine Stadtteile S. 83ff
Ludwig XIV
1672-1678: Der Holländische Krieg
1672 verbündete sich der Kölner Erzbischof mit Ludwig XIV. Das Rheinland diente für die französischen Truppen als Aufmarsch- und Sicherungsgebiet für den Angriff auf die Vereinigten Niederlande. 1672 besetzten französische Truppen Teile des Rheinlandes. Die kaiserliche Armee unter General Raimondo Montecuccoli eroberte 1673 Bonn von den Franzosen zurück. Für die Bevölkerung änderte sich nach Abzug der französischen Truppen 1673 wenig, da die kaiserlichen Truppen des Obristen Strein einquartiert und versorgt werden mussten und dabei schwerste Schäden in Sinzig verursachten. Der von seinem Regiment angerichtete Schaden wurde jedoch mit 30.000 Reichstalern vermutlich zu hoch beziffert.
Nachdem sich das Kriegsgeschehen in den Süden Deutschlands verlagert hatte und die französische Armee in das Rheinland vorgedrungen war, wurde Sinzig 1678 erneut von französischen Truppen besetzt. Beim Abzug 1679 verwüstete die französische Besatzung das Sinziger Renaissance-Schloss.
Der Vogt Wilhelm von Holbach bezeugte 1680, dass Sinzig 1000 Reichstaler aufgenommen hatte, um die Kriegszerstörungen zu beheben.
1701-1714: Der Spanische Erbfolgekrieg
Kurz vor Ausbruch dieses Krieges war der Kölner Kurfürst Joseph Clemens ein Bündnis mit Frankreich eingegangen, weshalb das Kurfürstentum Köln erneut zum Kriegsschauplatz wurde. Zwar war Sinzig nicht direkt von Kampfhandlungen betroffen, doch waren hohe Kriegssteuern zu zahlen, deshalb verschuldete sich Sinzig erneut. Ständig machten marodierende Soldaten und Banden das Gebiet unsicher. Der Vogt Johann Bertram Bachoven wurde von der Regierung in Düsseldorf am 16. April 1711
nachdrücklich ermahnt, endlich energisch gegen die fast täglichen Viehdiebstähle
in seinen Ämtern vorzugehen. Bachovenstraße und Bachovenhaus erinnern noch heute an Ihn.
Noch beim Regierungsantritt des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz 1742 waren die Städte und Gemeinden im Herzogtum Jülich von den Lasten des Pfälzischen Erbfolgekriegs so überschuldet, dass der Kurfürst allen Bewohnern einen Steuernachlass gewährte.
1709 kam es zu einem Verbot des Brandweinbrennens, da es einen erheblichen Mangel an Brotgetreide gab. Dennoch wurden 1709 und 1710 in Sinzig und Remagen 4800 Reichstaler Landessteuern eingetrieben.
1758: Jugendlicher Leichtsinn führt zum zweiten Stadtbrand
1758 brannten große Teile Sinzigs nieder. Ein Jugendlicher feuerte am Fronleichnamstag eine Büchse ab. Dabei sprang Kohle auf ein naheliegendes Strohdach und setzte das Dach in Brand. Die Häuser waren überwiegend mit Stroh gedeckt, sodass sich das Feuer schnell ausbreiten konnte. Große Teile der Stadt brannten nieder. Nach dem Brand entschlossen sich zahlreiche Familien, Sinzig zu verlassen. Wirtschaftskraft und Einwohnerzahl erreichten einen Tiefpunkt.
Bürgermeister Wilhelm Vogel berichtet 1819 vom zweiten Stadtbrand:
„Im Jahre 1758 wurde durch die Unvorsichtigkeit eines Knaben die Stadt Sinzich schon wieder das Opfer der Flammen. Am Fronleichnamsfeste war es, als sich ein Knabe ohne Abwissen seiner Eltern eine glühende Kohle zum Abfeuern einer Schlüsselbüchse nahe an einem niederen Strohdach bediente. Bei der Explosion war die glühende Kohle weggesprungen, und hatte sich diese in dem angelegenen Strohdache verloren, der starke Wind an diesem für die Stadt so schauerlichen Tage verursachte zur Mittagsstunde den Brand des Strohdaches, welches am Ende der Stadt in der Nähe der Weierburg gelegen ware; schnell griff das Feuer um sich, und wurde allgemein. Die große Trockenheit, der Mangel des Wassers und der nöthigen Feuergerätschaften vollendeten das Unglück; die Stadt war ohne Rettung verloren; außer der Metternicher Burg und einigen schlechten Hütten, die der Wind begünstigte und vor Feuer verwahret hatte, ist die ganze Stadt ein Raub der Flammen geworden. Auch einige Menschen sind hierbei umgekommen. Unvergesslich bleibt der Stadt der große Nachtheil, den dieser Brand für Sie zur Folge gehabt hat. Die angesehensten Familien verlegten nun von hier ihre Wohnsitze, und so war die Stadt der Bevölkerung beraubt. Auch die fahrende Post wurde nunmehr von Sinzich weg auf Remagen stationiert.“
Exkurs Bevölkerungsentwicklung
Die Einwohnerzahl Sinzigs sank bis 1676 infolge des 30-jährigen Kriegs und der Pestepidemien auf das Minimum von 610 Einwohnern bei 115 Familien. Danach stieg die Bevölkerungszahl bis 1730 auf 700 Einwohner an und die Zahl der Familien um 15. Danach scheint die Stadt einen Aufschwung genommen zu haben, obwohl es einige Missernten gab. Innerhalb von nur 13 Jahren wuchs die Bevölkerung, trotz einiger Missernten, bis 1743 auf 850 Einwohner in 160 Familien. Wenn sich dies fortsetzte könnte Sinzig vor dem Stadtbrand 1758 fast 1000 Einwohner gehabt haben.
Die durch den Stadtbrand verursachte Abwanderung führte dazu, dass sowohl die Einwohnerzahl mit 850 als auch die Familienzahl mit 160 bis 1765 wieder auf den Stand von 1743 sank. 1809, also ein halbes Jahrhundert nach dem Stadtbrand, hatte die Stadt 1077 Einwohner.
1768 – 1771: Die Zunftordnung der Sinziger Hammerzunft wird erneuert
Zur Sinziger Hammerzunft gehörten Steinmetze, Maurer, Grob-, Huf- und Nagelschmiede, Schlosser, Zimmerleute, Schreiner, Fassbinder, Wagner und Achsenmacher, Leiendecker. Sie bestand wahrscheinlich bereits vor 1439. In diesem Jahr erfolgte mit Zustimmung des Landesherren die Gründung der geistlichen Bruderschaft, der Sinziger Reichs-Hammer- und Bauzunft des heiligen Martin. Im 18. Jahrhundert behinderten die Zunftregeln zunehmend die wirtschaftliche Entwicklung, so dass der Kurfürst Carl Theodor am 15.März 1768 alle Zünfte auflöste. Die Sinziger Hammerzunft bemühte sich erfolgreich, ihre Auflösung durch Kurfürsten Carl Theodor rückgängig zu machen. Am 11. Januar 1771 erließ die Regierung zu Düsseldorf eine neue, weniger einschränkende Zunftordnung für die Sinziger Zunft.
Quelle: Sinzig und seine Stadtteile S. 90
1787: Die Nutzungsansprüche des Harterscheids werden aufgeteilt
1787 wurde in Sinzig das bisher gemeinsam genutzte Waldgebiet Harterscheid zwischen Koisdorf, Franken, Löhndorf, Sinzig und Westum aufgeteilt. Dabei verblieb der Anteil von Sinzig, Koisdorf, Westum und Löhndorf im Besitz der jeweiligen Gemeinde, während die Frankener Einwohner den Wald unter sich als Privatbesitz aufteilten. Der einzige, bis heute erhaltene Rest der mittelalterlichen Allmende ist das Recht der Bürger auf Holzeinschlag im Stadtwald.
Quelle: Karl Friedrich Amendt, Regestensammlung Stadt Sinzig
1763 und 1804: Die Ahrbrücke wird durch Hochwasser zerstört
Im Winter 1763/64 wurde die zwölf Jahre zuvor gebaute steinerne Brücke durch Ahrhochwasser zerstört. Diese Brücke stand noch an der Stelle des heutigen Spessartsteges. Die Ersatzbrücke an dieser Stelle wurde 1794 durch österreichisches Militär als Maßnahme gegen die vorrückenden Franzosen abgerissen und von den Franzosen wieder aufgebaut. 1804 wurde diese Brücke erneut durch Hochwasser zerstört. Die neue Brücke wurde etwas weiter Ahr abwärts an der heutigen Stelle der Kölner Straße errichtet.