Lebendiges Dorfportrait
beim Rundgang durch Koisdorf

Ernst Steinmetzler und Hedwig Wolff führten
Denkmalverein durch Sinzigs Höhenstadtteil

Sinzig-Koisdorf. Zu Gast im Stadtteil Koisdorf war der Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum Sinzig – und schloss mit dieser Exkursion sein Vorhaben, sich von allen Sinziger Stadtteilen ein Bild zu machen, ab. Agnes Menacher, stellvertretende Vorsitzende und Museumsleiterin, begrüßte am Parkplatz Rossbüsch die Referenten des Tages Hedwig Wolff und Ernst Steinmetzler.

Lebendiges Dorfportrait beim Rundgang durch Koisdorf
Ernst Steinmetzler (vorn links) führte den Denkmalverein durch Koisdorf, Willi Engel (vorn rechts) trug neben anderen mit seinem Wissen ebenfalls bei. Foto: Denkmalverein

Gekommen waren nicht nur die „Stammbesetzung“ meist aus Vereinsmitgliedern, sondern auch einige Koisdorfer, die die Ausführungen von Ernst Steinmetzler durch Erzählungen aus dem eigenen Erleben ergänzten. So entstand bei dem zweieinhalbstündigen Rundgang nicht nur ein Bild von Koisdorf aus Daten der Geschichte, historischer Gebäude und Plätze und gewandeltem Ortsbild, sondern auch ein persönlich geprägtes Portrait eines Dorfes, das auf großen Zusammenhalt in der Einwohnerschaft bauen kann.

Das 1192 erstmals erwähnte Koisdorf, der höchst gelegene Stadtteil von Sinzig, ist geprägt von der teilweise aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche St. Wendelinus, alten Fachwerkhäusern im Ortskern, von ausgestalteten kleinen Plätzen und Nischen einerseits und von großen Neubauaktivitäten ab den 1970er Jahren andererseits. 1945 lebten rund 250 Menschen im Ort, aktuell sind es 850. Auch im Ortskern hat sich einiges verändert im Laufe der Zeit. Vereinsmitglied Rudolf Menacher unterstütze Steinmetzler mit einer Reihe großformatiger Fotos alter Ansichten, die an Ort und Stelle Unterschiede zwischen früher und heute deutlich machten. Besonders eindrucksvoll gelang das am Standort der früheren Kapelle und am „Deutschen Eck“, einem traditionellen Treffpunkt rund um einen Brunnen. Heute erinnert ein Denkmal an ihn.

Mehrere Basaltkreuze und Bildstöcke, eine Mariengrotte und eine Statue der selig gesprochenen Blandine Merten bilden die kleinen Räume zum Hinschauen und Verweilen. Auch die Fachwerkhäuser laden dazu ein. Und sie haben ihre eigenen Geschichten. So das Haus in der Ahrentaler Straße 27, wie ein Teilnehmer aus eigenem Erleben berichtete: Im März 1945 kam es hier zu einem Granateneinschlag, bei dem ein Bewohner unter extrem unglücklichen Umständen sein Leben verlor. Kurze Zeit später wurden zahlreiche Koisdorfer dort einquartiert, weil die amerikanischen Besatzungssoldaten deren Häuser in Beschlag genommen hatten.

Der Schatz der Koisdorfer ist die Kirche St. Wendelinus. Vereinsmitglied Hedwig Wolff führte durch den Bau, dessen Chor aus der Zeit vor 1280 stammt und mit seltenen Fresken und Bleifenstern beeindruckt. Hier ist auch eine Reliquie des Heiligen Wendelinus untergebracht. Das Langschiff wird der Zeit um 1630 zugeordnet, von 1959 bis 1969 wurde in dessen Fortsetzung ein moderner Anbau eingefügt. Interessant für Verein und Museum: Die Fliesen stammen aus der Sinziger Plattenfabrik, deren Geschichte im Museum in einer Dauerausstellung aufgearbeitet ist.

Die gute Stube der Koisdorfer ist das Dorfgemeinschaftshaus in einer ehemaligen Gaststätte. Hier begrüßte der Vorsitzende des Fördervereins Willi Engel die Gruppe und führte sie in das in Aufbau befindliche Museum. Das Projekt hat das HeimatMuseum Schloss Sinzig mit der Dauerleihgabe nicht mehr benötigter Vitrinen unterstützt. Coronakonform, aber dennoch gemütlich erlebte die Gruppe bei Kaffee und Kuchen den Ausklang einer persönlich geprägten, intensiven Führung durch ein Dorf mit lebendiger Gemeinschaft. Agnes Menacher dankte dabei allen Vortragenden im Namen der Gruppe mit einer Flasche Wein.

Text und Fotos: Denkmalverein

© August 2020 – Museum Sinzig

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