Herzogtum Jülich

Herzogtum Jülich

Die Zahl der Verpfändungen nahm im 14. und 15. Jahrhundert weiter zu. Der Reichsbesitz in Sinzig befand sich in dieser Zeit ganz oder teilweise als Pfand zum Beispiel bei dem Erzbischof von Köln, dem Erzbischof von Trier, dem Grafen zu Wied, dem Grafen von Kleve und Mark, dem Grafen von Berg, dem Grafen von Virneburg, dem Grafen von Moers sowie Johann Waldbott von Bassenheim.

4 1
Pfennig Geldern Otto III 1229 bis 127
Foto: H. Rehmann
Zeitstrahl Herzogtum Juelich

Vom Reichsgut zur regionalen Geldquelle

Die Verpfändungen hatten einen erheblichen Nachteil für die betroffenen Ortschaften so auch für Sinzig. Der Pfandnehmer wollte möglichst hohe Einnahmen erzielen und investierte nicht in das befristet überlassene Pfand. Der Pfandnehmer war jedoch verpflichtet, die Ertragskraft des Pfandes zu erhalten. Maßnahmen zur Steigerung der Wirtschaftskraft, wie zum Beispiel dem Bau oder der Ausbesserung von Straßen und Brücken, neuer Märkte oder verbesserter landwirtschaftlicher Methoden, wurden in der Regel nur vom eigentlichen Landesherren veranlasst.

Die Sinziger Bürger versuchten sich gegen diese ständigen Verpfändungen zu schützen.
Sie leisteten 1371 einen erheblichen finanziellen Beitrag, damit der Herzog von Jülich sie aus der Pfandschaft des Grafen von Wied auslösen konnte. Dafür hatten sie offenbar Darlehen von Lombarden in Anspruch genommen, deren Tilgung sie in Schwierigkeiten brachte.
Der Herzog sicherte ihnen zu, die Stadt in Zukunft nicht mehr zu verpfänden, fühlte sich jedoch nicht mehr an das Versprechen gebunden, nachdem er ihnen einen Schuldnachlass gewährt hatte.

11. November 1474: Karl der Kühne von Burgund lässt Sinzig plündern

1473 führte ein Konflikt um Mitspracherechte bei Finanz- und Steuerfragen zu einem mehrjährigen Krieg zwischen dem Erzbischof von Köln sowie dem Domkapitel und den Kölner Ständen. Der Erzbischof bat den Herzog Karl von Burgund um Unterstützung, der in der Folge die Städte Linz, Sinzig und Remagen plünderte. Kaiserliche Truppen eroberten Sinzig 1475 zurück, vertrieben den Herzog von Burgund und nahmen den Erzbischof gefangen. Das Ahrtal wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen und der Kölner Erzherzog verlor seine dominierende Stellung an das Haus Jüllich-Berg.

Quelle: Sinzig und seine Stadtteile S 73

karl kuehne burgund
Karl der Kühne von Burgund
Zeitstrahl Kral der Kuehne

1549: Sinzig als wohlhabende Stadt

Die Stadt Sinzig trat 1549 als Geldgeber auf und lieh dem Erzbischof von Köln 8000 Goldgulden. Sinzig scheint Mitte des 16. Jahrhunderts relativ wohlhabend gewesen zu sein.
Ab 1513 lagen die Steuern der Stadt Sinzig bei 160-180 Goldgulden. Es dürften ca. 15 Prozent der städtischen Einnahmen gewesen sein. Das Jahresgehalt des Stadtschreibers, des höchstbezahlten Beamten der Stadt, betrug ca. 20 Goldgulden.

34 Golddulden
Goldgulden 12. Jhd. Foto: H. Rehmann
Zeitstrahl Wohlhabende Stadt

1574: Bau des Sinziger Schlosses

1574 ließ Herzog Wilhelm V. von Jülich die Wasserburg in Sinzig zu einem Renaissance-Schloss umbauen. Das neue Schloss diente ab 1599 als Witwensitz der Jülicher Herzöge und später der Pfalzgrafen. 1609 bezog beispielsweise Antoinette, die verwitwete Herzogin zu Jülich-Kleve-Berg geborene von Lothringen, das Schloss. 1665 ist dann die Witwe des Pfalzgrafen Johann Wilhelm von Neuenburg, Maria Franziska geboren Gräfin zu Fürstenberg mit Wohnsitz im Sinziger Schloss dokumentiert.

schloss2
So könnte das Sinziger Renaissance Schloss ausgesehen haben. 3D Grafik Achim Gottschalk
Zeitstrahl Bau Schloss Sinzig

1583: Sinzig brennt

Am Pfingstmontag dem 20. Mai 1583 gab es in Sinzig den ersten überlieferten, größeren Stadtbrand, der beinahe die gesamte Stadt in Schutt und Asche legte. Erhalten blieben damals nur Bauwerke mit fester Bauweise, darunter die Katholische Pfarrkirche „St. Peter“, einige Adelshöfe und die Stadtmauer.
Die Sinziger Schützen hatten auf dem Mühlenbachtor Büchsen geladen und abgefeuert. Dabei fingen Stoffstücke Feuer, mit denen das Schießpulver in den Büchsen verdichtet wurde, und entzündeten das nächstgelegene Haus.[1]Die Häuser waren aus Fachwerk und in der Regel mit Stroh gedeckt. Zum Löschen von Bränden dienten Wassereimer. Nach längeren Trockenperioden konnte sich ein Feuer schnell ausbreiten.

Quelle: Sinzig und seine Stadtteile S. 79

4.5 Eulengasse 2 768x512 1
Fachwerkhaus Eulengasse 2. Foto: H. Rehmann
Zeitstrahl Sinzig brennt

1609-1614: Jülich-Klevischer Erbfolgestreit

Nach dem Tod Herzog Johanns erlosch die männliche Linie der Herzöge aus dem Hause Mark. Nun kam es zwischen dem Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg und dem Pfalzgrafen Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg zum Streit um das Erbe. Nachdem sich beide eine Zeitlang die Verwaltung geteilt hatten, brach ein Konflikt aus, in den sich europäische Mächte einmischten. Am Ende wurden Kleve, Mark und Ravensberg dem Kurfürsten von Brandenburg überlassen und die Herzogtümer Jülich und Berg kamen an den Kurfürsten von der Pfalz. Wolfgang Wilhelm Pfalzgraf bei Rhein wird Herzog zu Jülich. Für die Sinziger Bürger veränderte sich wenig. Der Pfalzgraf bestätigte ihre Rechte, das Wasserschloss blieb Witwensitz.

4
Wappen Kurpfalz
Zeitstrahl Erbfolgestreit

1618 bis 1648: Der Dreißigjährige Krieg

Sinzig blieb von stärkeren direkten Kriegseinwirkungen verschont. Dennoch hatten die Bürger schwer unter den Kriegsfolgen zu leiden. Schon vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges nahmen die Spannungen zu. Die Landesherren verstärkten ihre Streitkräfte. Staatliche Armeen und Kasernen waren unbekannt. Die Regimenter wurden bei Bedarf von ihren Truppenführern im Auftrag der Landesherren als Söldnertruppen auf Zeit zusammengestellt und in den Städten und Dörfern einquartiert. Die Fürstentümer verfügten nicht über ausreichende Einnahmen, so dass die Armeen sich aus dem Land über Zwangserhebung, sogenannte Kontributionen, oder durch Raub und Brandschatzung finanzierten.
Die ständigen Einquartierungen und Kontributionen führten im 17. und 18. Jahrhundert zur Verarmung der Bürger der einst reichen Stadt Sinzig.

30 jaehriger Krieg
Infanterie im Dreißigjährigen Krieg
Zeitstrahl Dreissig jaehriger Streit

Schwedische Truppen unter General Baudissin besetzten 1631 das untere Ahrtal und steckten 1633 Remagen in Brand. Die Truppen versorgten sich aus dem Land. Nach Berichten kam es auch in Sinzig zu Plünderungen. 1633 wurden dann kaiserliche Truppen einquartiert, die die Schweden aus dem Ahrtal vertrieben. 1634 erlaubte der Pfalzgraf die Sammlung von Mitteln für die notwendigen Instandsetzungen von Kirche und Stadt. 1641 wurden hessische Truppen einquartiert, 1644 erneut kaiserliche Regimenter. 1645 wurden außerordentliche Steuern als Kontribution für die Verpflegung der kaiserlichen Truppen erhoben. Auch 1649 mussten Truppen von der Bevölkerung versorgt werden. Diese ständig wechselnden Einquartierungen führten zu einer stetigen Verarmung der Bevölkerung. 1648 hatte die Stadt Sinzig Schulden in Höhe von ca. 10.200 Gulden bzw. 3200 Reichstaler.
Die jährlichen Zinsen für die Darlehen betrugen etwa 510 Gulden. Das waren etwa elf Jahresgehälter des Stadtboten.

1649 und in den Folgejahren musste sich die Stadt Sinzig zur Reparatur von Kriegsschäden wiederholt Geld leihen.

Das Ende des Dreißigjährigen Krieges bedeutete keinen dauerhaften Frieden. In den folgenden Jahrzehnten wurde Sinzig allein von den französischen Truppen Ludwigs XIV. zweimal besetzt.

6. Juni 1648: Minoriten errichten im Kloster Helenaberg eine Schule

Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog zu Jülich, benachrichtigte am 6. Juni 1648 die Sinziger Bürger, dass er die vor ihrer Stadt gelegene St. Mauritius-Kapelle, die Lehe genannt, den Franziskaner-Minoriten zum Gottesdienst und zum Schulunterricht für die unteren Klassen einer Lateinschule übergeben hat. Er befahl den Bürgern, den Minoriten die zur Kapelle gehörenden Renten zukommen zu lassen.

Es handelt sich hierbei um die erste dokumentierte Schule für die einfache Bevölkerung. Eine „Volksschule“ gab es in Sinzig sicher schon viel früher. Als erster Sinziger Schulmeister wurde Nicolaus Sonn namentlich bekannt, als er 1600 Schützenkönig wurde.

Quelle: Karl Friedrich Amendt, Regesten S.677

6.5 Helenaberg 1 768x512 1
Ehemaliges Kloster Helenaberg. Foto: H. Rehmann
Zeitstrahl Kloster

Kontaktformular