Der berühmte Alte Friedhof von Bonn war das Ziel einer Besichtigungsfahrt des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig e.V.. Als Leiter der Führung hatte man Professor Dr. Günther Walzik, seit Jahrzehnten die erste Adresse zu diesem Thema, gewonnen.
So wurde die drei Stunden dauernde Führung über den Friedhof für die 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem mit Begeisterung aufgenommenen Erlebnis. Der Rundgang bot tiefe Einblicke in die Geschichte der Stadt Bonn, seiner Universität und in das Leben der Rheinländer unter preußischer Herrschaft. Eine große Rolle spielte christlicher und nicht-religiöser Totenkult, vor Augen geführt an der Symbolik von Grabmalen und Pflanzen, und die Vielfalt verschiedenster Baustile bei der Grabgestaltung.
Der Alte Friedhof in unmittelbarer Nähe des Stadthauses – belegt von 1715 bis 1884 – war zu Beginn bestimmt für Verstorbene, die nicht aus der Stadt stammten und deshalb nicht auf dem Kirchhof innerhalb der Stadt beerdigt werden durften.
Insgesamt sieben Mal wurde der dann für alle geöffnete Friedhof erweitert, ehe er 1884 für weitere Bestattungen generell geschlossen wurde. Heute sind Bestattungen nur noch unter genau definierten Voraussetzungen möglich.
Berühmt gemacht haben den Friedhof die Grabstätten großer Persönlichkeiten. So liegen dort beispielsweise die Komponisten Robert Schumann (1810 – 1956) und Clara Schumann (1819 – 1896), Charlotte von Schiller (1766 – 1826), die Mutter des Schriftstellers Friedrich von Schiller oder Ernst Moritz Arndt (1769 – 1860), Historiker und Förderer der deutschen Einheit im 19. Jahrhundert.
Die große Zahl auf dem Alten Friedhof beerdigter Professoren erklärt sich mit einem Privileg aus der Zeit der frisch gegründeten Bonner Universität, als man um Lehrkräfte warb, unter anderem mit dem Versprechen der kostenlosen Bestattung.
Zwei Bauwerke fallen aus dem Rahmen dieses ohnehin schon ungewöhnlichen Friedhofes: Das Kriegerdenkmal von 1877, das eigentlich ein Anti-Kriegsmahnmal und ein Anti-Preußen-Denkmal ist und deshalb seinerzeit für einen Eklat sorgte und die Friedhofskapelle, ein 1846 von Ramersdorf dorthin versetzter Bau aus dem 13. Jahrhundert.
Nach dem intensiven und spannenden Rundgang dankte Vorsitzender Friedrich Rick Professor Dr. Walzik für seinen Vortrag. Der Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums Sinzig e.V. führt regelmäßig Besichtigungsfahrten durch. Die nächste ist für den 17. September geplant, Ziel ist das Römerbergwerk Meurin bei Plaidt.
Text: Matthias Röcke
Fotos: Friedrich Rick
© Förderverein – 2005
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