Figürlich bis abstrakt

Marie Jo Gaudry-Pankowski verzaubert mit Keramik und Malerei im Heimatmuseum Sinzig

Sinzig. „Vom Figürlichen zum Abstrakten“ umreißt die neue Ausstellung im Heimatmuseum Sinzig das Spektrum keramischer Arbeiten sowie Gouache- und Acrylmalerei von Marie Jo Gaudry-Pankowski aus Grafschaft-Nierendorf. Wie sich die Entwicklung vollzog, erfuhren die Vernissage-Gäste, von Museumsleiterin Agnes Menacher begrüßt und dem Gitarristen und Komponisten Klaus Mäurer stimmungsvoll mit melancholischen wie temperamentvollen Flamenco-Klängen begleitet, beim Dialog zwischen der Künstlerin und ihrem Mann, dem Metallbildhauer Friedhelm Pankowski.

Eine Begegnung mit korpulenten Damen im Kurfürstenbad Bad Godesberg inspirierte Gaudry-Pankowski, die 1950 in Carcassonne geboren wurde und in Toulouse, Paris und Köln Keramik-Bildhauerei studierte, Badende und Schwimmende sowohl frei zu modellieren als auch in Platten-Technik aufzubauen. Bemalt und glasiert, erscheinen Badedress und Haut nassglänzend, wenn sie in die Fluten tauchen, sich im Nass bewegen und auf der Liegewiese räkeln. Diesem lebensfrohen Personal gewährte ihre Schöpferin auch Einlass in Bleistift- und Buntstiftzeichnungen, „die mich schon mein Leben lang begleiteten“. Zunehmend faszinierte sie daneben insbesondere die Gouache-Malerei halbdeckender und deckender Wasserfarben, eine ihr durch die Fliesenmalerei vertraute Technik. Im Bad der intensiven und geheimnisvollen Töne begannen die Figuren freier zu schwimmen. Farben und Gestus gewannen gegenüber dem Motiv erkennbar an Bedeutung. Schließlich führte „die Liebe zur Linie“, die Künstlerin zur Abstraktion: „Ich wollte nicht mehr eine Zeichnung mit Farbe füllen, ich wollte direkt mit der Farbe zeichnen“.

Sie realisierte die Erkenntnis in Bildern, deren Linien und Farben ohne gegenständlichen Auftrag wie selbstverständlich ihren Eigenwert behaupten. Es ist diesen ebenso luftigen wie opulenten Arbeiten anzusehen, wie freudig die Malerin die neuen Möglichkeiten nutzt. Mit breiten Pinseln hauchzart hingezauberte Farbnebel und Schlieren simulieren Räumlichkeit über farbkräftigen Schichten. Gestik und Rhythmus geschwungener Farbflächen und filigraner Einschreibungen sind derart elegant ausbalanciert, dass sie jegliche hierarchische Ordnung außer Kraft setzen.

Marie Jo Gaudry-Pankowski zur Ausstellung ihrer Arbeiten im
Sinziger Schloss vom 7.November 2009 bis 16. Mai 2010

In dieser Ausstellung sind mehrere Facetten meiner Arbeit zusammengeführt.

Die Keramischen Arbeiten um das Thema Badende-Schwimmerinnen bestehen aus frei modellierten oder mit Platten Technik aufgebauten Figuren; alle sind glasiert und zusätzlich mit keramischen Farben bemalt. Bemalte Fliesen sind hier als Einzelstücke zu sehen, ich benutzte sie auch als Gestaltungselemente für Baderäume und in Bildkompositionen.

Die Beschäftigung mit Zeichnung und Malerei, die immer parallel lief, fand Ihren Ausdruck in der Fliesen Malerei, Porzellan Malerei und Entwürfe für Fliesen Mosaik. In dieser Zeit kam es zu Aufträgen für Kunst am Bau zusammen mit Friedhelm Pankowski.

Zunehmend konkurrierte die keramische Welt mit seinen aufwendigen Arbeitsprozessen und das freie Zeichen und Malen auf Papier mit seinen spontanen Ausdrucksmöglichkeiten. Die Gouache- und Acryl Malerei interessierte mich auch immer mehr.

Ab 2004, nach vielen Jahren der Beschäftigung im angewandten Bereich, „sprang ich ins Wasser“ der freien Malerei. Zu meiner Überraschung öffneten sich dann viele neue Wege mit der Farbe und ich bekam unerwartete Impulse. Eine meiner Lieblingstechniken wurde die Gouache Malerei, die ich durch die Entwürfe zur Vorbereitung der Fliesen Mosaike kennen gelernt hatte. Die intensive und geheimnisvolle Leuchtkraft der Farben faszinierte mich und inspirierte mich zu einer neuen Freiheit.

Es entstanden Stillleben und Blumenbilder dann die „Badeszenen“ die sich durch die blauen und weißen Farben vom klassischen Figürlichen schon langsam entfernten (Flur 1.Stock) Dank der Acrylmalerei waren große Formate möglich (großes Schwimmbadbild, Flur und im 2. Stock) . Bleistiftzeichnungen oder Buntstiftzeichnungen (Treppenhaus) begleiteten mich schon mein Leben lang.

Die Liebe zu der Linie kristallisierte sich immer mehr heraus und trat mehr und mehr in Dialog mit der Farbe ein. Ich wollte nicht mehr eine Zeichnung mit Farbe füllen, ich wollte direkt mit der Farbe Zeichnen.

In besonderen Momenten der Freiheit „da wo man nichts zu verlieren hat“ z.B. beim Spielen auf nicht gelungene Arbeiten auf Papier, verselbständigten sich langsam die Formen und die Farben . Es entstand ein Reiz in der Dynamik und Unmittelbarkeit der Gestik: die Farbe, die Linie, der Rhythmus, die Improvisationsmöglichkeit ohne gebunden zu sein an ein erkennbares Motiv, alles führte unmittelbar zu immer neuen Bildern die man als abstrakt bezeichnen kann.

So entstanden die Wasserbilder (im Flur 1. Stock), die Serie Feuer-Erde (2.Stock), neue Gouache und Acryl Arbeiten und vielen Miniaturen (Vitrine im Flur). Eine Mischung aus Figürlich –Abstrakten Arbeiten bilden die Serie über den Wein (2.Stock) und die Acrylbilder dieses Jahres in der Serie Feuer-Erde (Paläontologischer Raum).

Als Essenz bleibt eine sinnliche Erfahrung mit Farben, Linien, Licht, Bewegung und immer neue anregende Formen.

Diese Erfahrung ist dem Betrachter angeboten: vielleicht fühlt er sich berührt von einem leuchtenden Türkis-Grün, von einem glühenden Rot und von einem tiefen mystischen Blau ….. es wäre ein schöner Weg…..

Marie Jo Gaudry-Pankowski , J. Häblerstr 3, 53501 Grafschaft-Nierendorf, Tel : 02541-25231

Die Ausstellung ist bis 16. Mai 2010 zu sehen: donnerstags von 10 bis 12 Uhr; samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr. gih

Text erschienen im Generalanzeiger am 12.11.2009

Eindrücke von der Ausstellung Marie Jo Gaudry-Pankowski verzaubert mit
Keramik und Malerei im Heimatmuseum Sinzig

Bilder von Hildegard Ginzler

Text: Hildegard Ginzler

Fotos: Hildegard Ginzler

© Heimatmuseum Schloss Sinzig – 2009

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