Else von Wedderkop reiht sich ein

Vorstellung des Portraits der Schlosserbauer-Enkelin im Rathaus

Sinzig. In Öl auf Leinwand und üppig inszeniert durch einen prachtvoll mit Blütenreliefs dekorierten vergoldeten Rahmen, so präsentierte sich Else von Wedderkop bei der Vorstellung im Rathaus Ende Januar. Noch bevor die zur Ratssitzung versammelten Ratsmitglieder das Bildnis in Augenschein nahmen, taten dies Bürgermeister Andreas Geron, Michael Welten, Marktbereichsleiter Sinzig der Kreissparkasse (KSK) Ahrweiler und Vorstand Guido Mombauer.

Ihnen und später dem ganzen Rat erläuterte Museumsleiterin Agnes Menacher, um wen es sich bei der Dargestellten handelt. Doch zum Vorlauf: Der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Sinzig hatte am 7. November 2018 außerplanmäßige Mittel zum Erwerb des Ölgemäldes bewilligt und die KSK eine Spende in Höhe von 2000 Euro. Für das Heimatmuseum ersteigerte Menacher am 19. November 2018 beim Auktionshaus Lempertz in Köln das Kunstwerk für 7.500 Euro. Die gezahlte Gesamtsumme von 9.642 Euro setzt sich aus dem Gebot plus Aufgeld von 2.142 Euro zusammen. So dankte die Museumsleiterin Bürgermeister Geron, den Ausschussmitgliedern und dem Bankhaus, „dass sie den Ankauf ermöglicht haben“.

Else von Wedderkop reiht sich ein
Michael Weltken (KSK; v. l.), Bürgermeister Andreas Geron, Museumsleiterin Agnes Menacher und Guido Mombauer (KSK) heißen das Portrait der Else von Wedderkop in Sinzig willkommen.

Bild gehört ins Schloss

Ihre rhetorische Frage „warum wollte ich unbedingt das Bild haben?“ beantwortete Menacher flugs mit der Feststellung „es gehört ins Gebäude“, will meinen ins Sinziger Schloss. Der Kaufmann Gustav Bunge und seine Frau Adele, geborene Andreae, aus Köln ließen „das Schlösschen“, so die Familienbezeichnung, als Sommerresidenz errichten (1854 bis 1858) und vererbten es ihrer ältesten Tochter Johanna (1851-1934). Johanna Bunge heiratete den Kölner Bankier Ernst Friedrich Wilhelm Koenigs. Sieben Kinder gingen aus dieser Verbindung hervor, darunter als zweites die 1874 geborene Elisabeth Johanna Adele, deren Zweit- und Drittname an die Mutter und Großmutter erinnern.

Das Gemälde stammt aus dem Nachlass der am 21. Juni 2017 verstorbenen Sinzigerin Erika Anstock, einer Urenkelin Carl Christian Andreaes und Mäzenin des Heimatmuseums. Inzwischen hat es seinen Platz im großen Saal des Schlosses erhalten, wo sich Elisabeth, genannt Else, in die Galerie der Porträts ihrer Großeltern Adele und Gustav Bunge, ihrer Eltern Johanna und Ernst Koenigs, ihrer Tante Clara Koenigs und ihrer Schwester Adelheid Koenigs einreiht.

Als Max Volkhart die junge Frau 1895 malte, leistete der an der Düsseldorfer Kunstakademie ausgebildete Künstler ganze Arbeit. Studienaufenthalte in Belgien und in den Niederlanden schulten ihn zusätzlich, wie seine feine Malweise und die vortreffliche Herausarbeitung des Stofflichen belegen. Das signierte und datierte Bild zeigt Else Koenigs im Alter von 21 Jahren. Sie wirkt natürlich, blickt freundlich in Richtung Betrachter und ist, offenbar für einen Ball, einen Theaterbesuch oder einen anderen gesellschaftlichen Anlass, festlich gekleidet. Auf dem Stuhl hat sie ein pelzverbrämtes Cape abgelegt. Else trägt lange Handschuhe, farblich passend zum cremeweißen bodenlangen Gewand mit flacher Schleppe. Ein Blick zurück in die Mode zeigt, dass dieses Festkleid seinerzeit mit der schmalen Silhouette, schlanken Taille und den Ballonärmeln, die in den Jahren 1894/95 besonders voluminös daherkamen, up to date war.

Bedeutung für Sinzig

Drei Jahre, nachdem das Gemälde entstand, ehelichte die Abgebildete den Regierungsassessor Magnus von Wedderkop (1864-1929). Im Anschluss an die standesamtliche Trauung am 18. April 1898 in Köln feierte die Hochzeitsgesellschaft im Kölner Domhotel. Die Ehe blieb kinderlos. Magnus von Wedderkop war von 1898 bis 1906 Justitiar und Verwaltungsrat der Königlichen Museen in Berlin, wo das Ehepaar fortan lebte. Jedoch starb Magnus von Wedderkop 1929 in Oberbreisig, zugleich Wohnort seiner Witwe zum Zeitpunkt des Schlossverkaufs an die Stadt Sinzig, „den sie in den 1950er Jahren eventuell in die Wege geleitet hat“, wie Agnes Menacher mitteilte.

Else von Wedderkop weist dessen ungeachtet und abgesehen von ihrer verwandtschaftlich begründeten Vertrautheit mit dem Schloss weitere wichtige Sinzig-Bezüge auf. Sie hat ihren Anteil daran, dass sich Sinzig als Barbarossastadt vermarktet. So schrieb Karl Bruchhäuser im Heimatjahrbuch 1955 über „Sinzig die Barbarossastadt im Ahrkreis“ und über den Straßenzug vom Bahnhof aus nach Westen, der 1914 Barbarossastraße benannt wurde: „In den Anlagen an dieser Straße wurde am 14. 10. 1951 ein Standbild Friedrichs, allen Besuchern Sinzigs zugänglich, aufgestellt. Dieses Standbild war ein Geschenk der Kinder des Ehepaares Bunge an dieses zur Silberhochzeit im Jahre 1875. Bunge ließ in den Jahren 1854—58 das jetzige Schloß auf den Ruinen der früheren Burg errichten. Die lebensgroße Figur auf hohem Sockel stand bis 1951 wie ‚im unterirdischen Schlosse‘ hinter dem dichten Baumschleier des Schloßparkes versteckt. Ein Nachkomme, Frau Else von Wedderkop geb. Königs, hat es 1951 der Stadt überlassen.“ Bruchhäuser zitierte die Spenderin Else von Wedderkop in ihrer Schenkungsurkunde mit den Worten: „Die Stadt Sinzig möge sich durch dieses Denkmal dankbar daran erinnern lassen, daß der Glanz des mittelalterlichen Reiches durch die mehrfachen Aufenthalte des Kaisers in der Sinziger Burg auch auf die Stadt ausgestrahlt hat und auch heute noch nicht erloschen ist.“

Grundstück für die Adventskirche

Zu Dank verpflichtet sind Else von Wedderkop die Sinziger Protestanten. Zur Freude der evangelischen Gemeinde wurde in Sinzig erstmals am 28. Januar 1907 ein Gottesdienst gehalten und in der Folge immer wieder. Doch war man nicht im Besitz eigener Räumlichkeiten. Im Juli 1951 beschloss das Presbyterium, dem Wunsch der Sinziger Gemeindeglieder nach einem eigenen Gotteshaus zu entsprechen. Pfarrer Walter Hentze schrieb in der „Festschrift zur Einweihung der Adventskirche 1952“: „Die 1. greifbare Möglichkeit dazu bot eine hochherzige Stiftung der Frau Else von Wedderkop, der ältesten Tochter der schon erwähnten Johanna Königs. Sie schenkte der Gemeinde als Vollstreckerin des Willens ihrer verewigten Mutter ein Grundstück an der Beethovenstr., Ecke Alfred-Ottstr. von 8,68 ar, das im August 1951 in den Besitz der Gemeinde überging.

Text und Foto: Hildegard Ginzler

© Februar 2019 – Museum Sinzig

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