Sinzig/Nonnenwerth. Nur vom Vorbeifahren kennen viele die Insel Nonnenwerth, weshalb der Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig sie zum lohnenden Ziel einer Exkursion machte. 57 Mitglieder und Gäste setzten von Rolandswerth zum zwei Kilometer langen, der Gottesmutter geweihten Eiland im Strom über, das überwiegend zu Remagen, also Rheinland-Pfalz gehört, während der nördliche Zipfel in Nordrhein-Westfalen liegt.
Mit im Boot war bereits Schwester Hildegardis der „Franziskanerinnen von der Buße und der christlichen Liebe“. Die Ordensgemeinschaft von Heythuysen (Niederlande) leitet seit 1854 Kloster und Schule, hat Konvente in Limburg, Remagen, Linz, Bad Honnef, Overath, und Trier sowie viele im Ausland. Die Klosterarchivarin brachte den Gästen die wechselhafte Insel-Geschichte nahe. Im Jahr 1126 gründeten Erzbischof Friedrich I. und Abt Cuno von Siegburg ein Kloster für Benediktinerinnen. Eisgang und Hochwasser vor allem aber kriegerische Heimsuchungen bedrohten die Gemeinschaft, so dass die Schwestern immer wieder zur Flucht gezwungen waren. 1477 wurde das Kloster im Burgundischen Krieg größtenteils zerstört, bald aber wieder aufgebaut. Durch inständiges Gebet soll es 1543 zu Lichterscheinungen gekommen sein, welche kaiserliche Truppen, die das Kloster schon in ihrer Gewalt hatten, abziehen ließen. 1632 verwüsteten die Schweden die Insel und 1773 brannten die Gebäude ab. Zur raschen Wiedererrichtung kam es durch Baumeister Nikolaus Lauxen. In der Franzosenzeit drohte die Enteignung. Allerdings gewährte Napoleon den Klosterfrauen 1804 den Verbleib auf Nonnenwerth, „bis zum Aussterben der gegenwärtigen Genossenschaft“. Preußen jedoch ließ 1820 das Kloster vorzeitig räumen.
Nach dem Verkauf wurde dort ein Gasthof betrieben, zu dessen Gästekreis der Komponist Franz Liszt zählte. Er pflanzte am 21. Oktober 1841, dem Vorabend seines 30. Geburtstages, eine Platane, die heute alle Bäume überragt. Die ältesten Exemplare gruppieren sich um das barocke Kloster St. Clemens, in dem, gegenüber der „Glanzzeit“ mit 160 Schwestern, zurzeit 18 Nonnen leben und 730 Schüler das Gymnasium besuchen.
Es war Auguste von Cordier, die zunächst ein Ursulinenkonvent mit Mädchenpensionat auf Nonnenwerth initiierte, sich dann aber für die Franziskanerinnen entschied. 1854 erfolgte der Anschluss an die Gemeinschaft der „Franziskanerinnen von der Buße und der christlichen Liebe“. In beiden Weltkriegen gab es auf Nonnenwerth ein Lazarett. Während der NS-Zeit kam die Kölner Kinderklinik nach Nonnenwerth und 150 geistig behinderte Frauen halfen als kriegswichtig Beschäftigte. Schwester Hildegardis zeigte den Gästen die Kirche, die einen Hochaltar aus Überlingen und eine Klais-Orgel besitzt. Im so genannten Credo-Gang sahen sie die großen, von Schwester Elma Koenig 1924 bis 1928 geschaffenen Wandgemälde. Karl-Friedrich Amendt, 2. Vereinsvorsitzender, teilte mit, dass sein aus Mehlem stammender Urgroßvater Philipp Amendt für die Figur des Gottvater Modell stand und mit freiem Essen im Kloster honoriert wurde. Nach der Besichtigung von Kreuzwegkapelle und Kapitelsaal besuchten die Teilnehmer den Gottesdienst oder spazierten über die gepflegte grüne Insel.
Hildegard Ginzler
© Förderverein – 2011
© Museum Sinzig 2024
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