1. Weltkrieg
Weimarer Republik
Juli 1914 bis November 1918: Der Erste Weltkrieg
Der unmittelbare Anlass für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges war die Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo am 28. Juni 1914. Die tieferen Gründe lagen jedoch in den bestehenden Spannungen der europäischen Großmächte. Die schnelle wirtschaftliche Entwicklung des deutschen Kaiserreichs und die aggressive Flottenpolitik Deutschlands waren wesentliche Ursachen. Am 1. August 1914 ordnete Kaiser Wilhelm II. die Generalmobilmachung an. Theodor Mollbach war am 12. September 1914 der erste Sinziger Kriegsgefallene. Insgesamt hatte Sinzig 137 Gefallene zu beklagen.
Quelle: Sinzig und seine Stadtteile, Kleinpass S. 166ff
1. Januar 1917: Sinziger Unternehmen beteiligen sich an der Rüstungsproduktion
Im Herbst 1915 musste sowohl die Sinziger Mosaikplattenfabrik als auch die Glasfabrik den Betrieb aus Mangel an Rohstoffen einstellen. Ab Dezember 1916 wurden dann in der Glasfabrik und ab Januar 1917 auch in der Mosaikplattenfabrik Munitionsteile hergestellt. 1917 lag die Produktion täglich bei 10.000 Schrapnellzündern.
Quelle: Sinzig und seine Stadtteile, Kleinpass S. 166ff
Kriegswirtschaft
Frühjahr 1915: Brotkarten werden eingeführt, Metalle und Wertstoffe gesammelt
Bereits 1915 traten erste Versorgungsengpässe mit Lebensmittel auf. Für „Kriegsbrot“ wurde dem Getreide Kartoffelmehl beigemischt und ab Frühjahr 1915 Brotkarten ausgeteilt. Es folgten eine Vielzahl weiterer Maßnahmen zur Rationierung von knappen Gütern wie zum Beispiel Zuckerkarten, Butterkarten und Mehlkarten.
Im Herbst 1915 wurden Kupfer, Messing und Nickel Gegenstände beschlagnahmt. Die Versorgungslage verschlechterte sich im weiteren Kriegsverlauf stetig. Da die Munitionsfabriken alle verfügbaren Rohstoffe brauchten, trat bereits zu Beginn des Ersten Weltkrieges ein Mangel an Kupfermünzen auf. Um den Zahlungsverkehr aufrecht zu erhalten, gaben viele Städte Notgeldmünzen aus Eisen, Zink und Aluminium sowie Notgeldscheine in kleinen Werten aus. 1919 und 1921 musste erneut „Notstandsgeld“ herausgegeben werden.
Quelle: Sinzig und seine Stadtteile, Kleinpass S. 166ff
Dezember 1919: Amerikaner besetzen Sinzig
Am 09. November 1918 rief Phillip Scheidemann in Berlin die Republik aus. Eine Bedingung des am 11. November unterzeichneten Waffenstillstandes war der vollständige Abzug der deutschen Truppen aus allen Gebieten links des Rheins
Noch im Dezember 1918 wurden 1.500 amerikanische Soldaten in Sinzig einquartiert. Der später berühmt werdende General Douglas MacArthur wohnte mehrere Monate in der Villa Haus Schönberg und pflegte auch nach Abzug noch einen längeren Briefwechsel mit der Tochter des Hauses, der Rot-Kreuz-Schwester Herta Heuser. Anfang Februar 1920 zogen die amerikanischen Truppen aus Sinzig ab. Um den Reparationsforderungen Nachdruck zu verleihen rückten ab April 1922 französische Truppen in die ehemals von Amerikanern besetzten Gebiete ein und blieben dort bis zum 1. Dezember 1929. Die Sinziger Bevölkerung feierten den Abzug der Besatzungstruppen mit Glockengeläut, Böllerschüssen und einem Feuerwerk.
Quelle: Sinzig und seine Stadtteile, Kleinpass S. 166ff
1921: Die Sinziger Mineralquelle sprudelt wieder
1921 kaufte Carl Baum die Sinziger Mineralquelle, ließ den Brunnen wieder freilegen und das alte Badehaus erneuern. Nach der feierlichen Eröffnung im Dezember 1927 konnten im Kurbad Trink- und Badekuren angeboten werden. Ab 1929 wurde dann auch wieder Sinziger Mineralwasser in der an der Ahr neu errichteten Fabrik abgefüllt. Der Kur- und Badebetreib endete Anfang der 1970er. Bis 1980 wurde das Schwimmbecken als Freibad von der Stadt Sinzig betrieben. Während der Badebetrieb endete wird das Mineralwasser weiterhin wirtschaftlich erfolgreich vermarktet.
Quelle: Sinzig und seine Stadtteile, Kleinpass S. 166ff
1980: Das Sinziger Mineralschwimmbad schließt
Das Sinziger Mineralschwimmbad wurde am 12. Juni 1938 unmittelbar neben dem Kurhaus an der Kölner Straße feierlich eröffnet.
Dadurch sollte Sinzig an Attraktivität gewinnen und als Kurbad gestärkt werden. Nachdem der Stadtrat 1980 wegen der hohen Kosten das Ende des Badebetriebes beschlossen hatte, wurden die Becken verfüllt und 1982 das Badehaus abgerissen. Das Technische Hilfwerk sprengte bei einer Großübung Ende der 1980er Jahre das Kurhaus als letztes verbliebenes Zeichen der ehemaligen Kurstadt Sinzig.
15. Dezember 1923: 175 Milliarden Mark für eine Sinziger Zeitung
Die Regierung der Weimarer Republik musste die im Ersten Weltkrieg gezeichneten Kriegsanleihen an die Bevölkerung zurückzahlen und zugleich hohe Reparationsforderungen der Siegermächte erfüllen. Durch die Rückzahlung kam es zu einer Papiergeldschwemme, die zu einer nie gekannten Geldentwertung führte. Die Städtische Sparkasse Sinzig gab beispielsweise am 9. November 1923 Geldscheine im Wert von 500 Milliarden und zwei Billionen Reichsmark als Notgeld aus. Am 15. Dezember 1923 kostete eine Sinziger Zeitung 175 Milliarden Mark.
Durch die Hyperinflation wurden die gesamten Sparguthaben der deutschen Bevölkerung vernichtet.
1923: Die Rheinstraße wird gebaut
1923 wurde der Harbach ab der Eulengasse bis zum Weidenweg kanalisiert. Es entstand die heutige Rheinstraße. Bis dahin lief der Harbach noch als offener Bach durch das Stadtgebiet. Mit der Verrohrung wurden auch Abwasserkanäle angelegt. Die Abwässer flossen bis in die 70er Jahre weiterhin ungeklärt in die Ahr. Um 1930 entstanden die das Straßenbild prägenden Doppelhaushälften.
5. Juli 1931: Das Sinziger Kriegerdenkmal wird eingeweiht
Das schon bei seiner Planung umstrittene Sinziger Kriegerdenkmal ehrte die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Der monumentale, von einem Pfeil getroffene Löwe wurde mit der „Dolchstoßlegende“ in Zusammenhang gebracht. Das Denkmal kostete die enorme Summe von 26.164 Reichsmark und übertraf damit die von der Stadt dafür gebildete Rücklage um 11.000 Reichsmark.
Quelle: Sinzig und seine Stadtteile, Kleinpass S. 166ff