Was Brückenpfähle erzählen -  archäologische Ausstellung in Sinzig  

 

HeimatMuseum Schloss Sinzig dokumentiert neue Erkenntnisse zu Brückenbau und Hochwasser 

 

Sinzig. Funde aus der Region, die neue, wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse zur Regionalgeschichte hervorgebracht haben, sind ein Meilenstein in der Entwicklung eines Museums. Einen solchen hat das HeimatMuseum Schloss Sinzig jetzt mit seiner neuen Wechselausstellung "Nicht für die Ewigkeit - Brücken im Ahrtal“ erreicht. Trotz des belastenden Hintergrunds, dass erst die Flutkatastrophe vor drei Jahren dies alles zur Realität hat werden lassen, herrschte bei der Eröffnung durch Bürgermeister Andreas Geron Zufriedenheit und Freude über Präsentation und Inhalte. 

 

Die Ausstellung dreht sich um zwölf historische Brückenpfähle, die die Ahrflut am 14. Juli 2021 freigelegt hatte, zwölf von 30. Diese geben wissenschaftlich exakt Auskunft über das Jahr der Fällung und lassen so konkrete Rückschlüsse auf ihre Verarbeitung zu. So gibt es nun gesicherte Fakten beispielsweise zu den Ahrbrücken in Sinzig oder den Brücken am Ahrtor in Ahrweiler. 

 

Museumsleiterin Agens Menacher hatte ein Team mit Erfahrung und Expertenwissen um sich geschart. Die Idee zur Ausstellung hatte Archäologe Gabriel Heeren, Vorstandsmitglied im Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum, Friedhelm Brandau, Roman Faßbender, Karl Krahforst, Andreas Schmickler und Bernd Ziegler unterstützten ihn tatkräftig bei der Umsetzung. Rudolf Menacher stellte Konzeption und Texte auf. 

 

Allein in der Gemarkung Sinzig wurden 22 Funde dieser Art an die Generaldirektion kulturelles Erbe gemeldet. Spektakulär ist der Pfahlfund im Bereich des 2021 zerstörten Spessartstegs oberhalb von Sinzig. Die dendrochronologische Untersuchung des Pfahls ergab einen Fällungszeitraum von 1592 bis 1612, der Pfahl stammt also von einer der älteren Holzbrücken im Zuge der Aachen-Frankfurter-Heerstraße. Dort war schon zur Römerzeit der Ahrübergang, vier weitere Brücken mussten dort neu errichtet werden, ehe die französische Besatzungsmacht nach der Flut 1804 an der heutigen Kölner Straße neu bauen ließ. Als diese 1873 durch eine Steinbrücke ersetzt wurde, machte man sich in Sinzig große Sorgen um die Durchlässigkeit der Wassermassen und entschied sich für einen vierten Bogen. Diese Erkenntnis ist ein schönes Beispiel für das Zusammenwirken von schriftlichen Quellen, archäologischen Funden und naturwissenschaftlichen Methoden, so Gabriel Heeren bei der Eröffnung. 

 

Vorstellungen, wie eine Brücke von heute aussehen könnte, haben sich Schülerinnen und Schüler aus den zehnten Klassen des Sinziger Rheingymnasiums unter der Leitung von Kunstlehrerin Andrea Lawrenz umgesetzt. Die Modelle teils kühner Entwürfe sind in der Ausstellung zu bewundern. 

 

Viel über Brücken über die Ahr zu erzählen gibt es auch am Ahrtor in Ahrweiler. Die nach der Flut 2021 errichtete Behelfsbrücke ist die siebente seit 1488 in diesem Bereich. Klar gegliedert und exakt belegt durch die Auswertung der Jahresringe in den Holzpfählen ist dies in der Ausstellung nachzulesen.  Überlegungen, wie und wo man nach einer Flut neu baut, gibt es nicht nur aktuell. In Fuchshofen an der Oberahr, das belegen Funde nach der Flut 2011, wurde zur Römerzeit eine Villa überschwemmt, der Neubau fand an sicherer Stelle am Hang Platz, übrigens nicht ganz so üppig wie der erste.....

 

Das HeimatMuseum Schloss Sinzig, Barbarossastraße 35, ist geöffnet donnerstags von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr und Samstag und Sonntag von 11.00 Uhr bis 17.00Uhr (bis Mitte Oktober, dann bis Mitte April am Wochenende 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr) Der Eintritt ist frei. 





Bei der Eröffnung der Ausstellung "Nicht für die Ewigkeit - Brücken im Ahrtal" (von links) Rudolf Menacher, Bürgermeister Andreas Geron, Museumsleiterin Agnes Menacher,

Gabriel Heeren, Andrea Lawrenz und Andreas Schmickler. 

 


Versteckte Informationen: Die Pfähle aus der Ahr geben das Geheimnis ihrer der Baumfällung preis.


 

Kühne Form einer Brücke - einer der Entwürfe aus der Ausstellung des Rheingymnasiums.

  


Text: Matthias Röcke 

Fotos: Hildegard Ginzler                                                

 

 

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