Gutshof - Gräberfeld  - Eisenverhüttung.

Exkursion zu den archäologischen Denkmälern im Ahrweiler Wald

Der Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig widmet sich seit der Eröffnung der neuen Dauerausstellung im HeimatMuseum Schloss Sinzig verstärkt auch dem reichhaltigen und vielseitigen Erbe der Römerzeit in unserer Region. Dementsprechend bestand für Mitglieder und Interessierte am Samstag, 23. September die Möglichkeit, zahlreiche archäologische Denkmäler im Ahrweiler Wald kennenzulernen. 

Die geführte Exkursion war als etwa dreistündige archäologische Wanderung durch den Ahrweiler Wald konzipiert. Besichtigt und erlebbar wurden zahlreiche Erzabbaustellen, Bestattungsplätze sowie der jüngst neu errichtete archäologische Rundweg mit 3D-Rekonstruktion innerhalb des römischen Gutshofs „An den Maaren“. 

Archäologe und Vorstandsmitglied Gabriel Heeren konnte am Treffpunkt, dem großen Wanderparkplatz an der Ramersbacher Straße, gegen 11 Uhr etwa 25 Mitglieder und Interessierte begrüßen.                                                                        

Nach einem kurzen Anstieg, der über mehrere verzweigte Wanderwege führte, wurde ein erster Halt bei den heute noch sichtbaren Spuren eines römischen Gräberfeldes eingelegt. Während einer Ausgrabung im Jahr 1961/62 legte man hier zwei Bestattungsplätze frei, welche mit quadratisch angeordneten Steinmauern umgeben waren. Insgesamt konnten 14 Bestattungen mit teilweise reichen Grabbeigaben geborgen werden. Das Gräberfeld gehörte zu dem nur etwa 100m westlich errichteten römischen Gutshof mit Eisenverhüttung „An den Maaren“ und lag damit unmittelbar in dessen Sichtweite. Nachdem vor Ort gleich mehrere Fragen zur römischen Bestattungskultur detailliert auch anhand von Grafiken und den heute noch erkennbaren Mauerresten beantwortet werden konnten, setzte die Gruppe ihre Wanderung fort.

Nur wenige Minuten später erreichte die Exkursion das Hauptziel des Tages., die zwischen 1959-1965 durch die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn untersuchte römische Siedlung „An den Maaren“ im Ahrweiler Wald. Bei Ihrem Eintreffen innerhalb des römischen Gutshofs wurden die Mitglieder sodann von Eva-Maria Kreuter, Vorsitzende des Fördervereins für Archäologie, Kunst und Museumskultur, Bad Neuenahr-Ahrweiler (ARKUM e. V.) begrüßt. Kreuter erklärte den Exkursionsteilnehmern die weitreichende und bedeutsame Historie der archäologischen Forschung im Ahrweiler Wald. Demnach habe der ARKUM bereits seit 2010 archäologische Ausgrabungen auf dem Gelände, welche bereits in den 1950er und 1960er Jahren international Beachtung fanden, wieder aufgenommen. Seit 2018 wurden auch mit modernen naturwissenschaftlichen Methoden (geomagnetische Messungen) Untersuchungen durchgeführt. 

Als Ergänzung zu der seit 2001 bestehenden „Historischen Straße“ bzw. dem als „Eisenweg“ ausgezeichneten Wanderweg zwischen Ahrweiler und Ramersbach bietet der ARKUM seit 2022 einen Rundweg mit Erklärungstafeln und virtuell erlebbaren 3D-Rekonstruktionen des römischen Lebens im Gutshof „An den Maaren“ (https://www.arkum-ev.de/) an. Der etwa 300m lange befestige Weg führt durch den heute noch erkennbaren sowie bewaldeten Teil des Gutshofs. Auf sechs Tafeln wird erstmals das Leben der Römer im Ahrweiler Wald in den Jahren zwischen 200 und 400 n. Chr. erläutert und bildlich festgehalten. Zudem besteht die Möglichkeit den römischen Gutshof mittels auf den Tafeln angebrachtem QR-Code auch interaktiv auf dem Smartphone/Tablet zu betrachten bzw. hindurchzuschreiten. 

Nach einer kurzen Einführung am Beginn des Rundwegs wurde die Gruppe sodann von Gabriel Heeren entlang des Rundwegs geführt, wobei auch die Tafeln ausführlich erläutert wurden. Als Ergebnis der jüngeren Untersuchungen zeigte Heeren zwei Hauptphasen der römischen Besiedlung im Ahrweiler Wald auf. So wurde der römische Gutshof in der sog. frühen bis mittleren Kaiserzeit (1.-2. Jahrhunderts n. Chr.) hauptsächlich als landwirtschaftliche Produktionsstätte mit angeschlossenem Wohnbereich genutzt. Die Vielzahl der angelegten Darren (Malzdarren) sowie Wasserbecken lassen auf eine existierende Bierproduktion vor Ort schließen. Zugleich wurde vermutlich wertvoller Viehbestand innerhalb des ummauerten Areals gehalten. 

Während der Spätantike (3.-5. Jahrhundert n. Chr.) setzten regelmäßig Franken und Germanen zu Plünderungszügen über den Rhein. Die hierdurch in weiten Teilen der römischen Provinzen am Rhein entstandene unsichere Lage führte auch zu einem Besitzwechsel innerhalb zahlreicher Gutshöfe in der Eifel. Der römische Gutshof „An den Maaren“ wurde laut Heeren während der Spätantike überwiegend als Eisenverhüttungsplatz genutzt. Die einst prächtigen römischen Gebäude verfielen zunehmend. Davon zeugen besonders die heute noch erkennbaren, teilweise mehrere Meter hohen Schlackenhalden, welche als Abfallplätze innerhalb des Gutshofs dienten sowie teilweise die älteren Gebäudereste überdecken. Während des Rundgangs konnten die Exkursionsteilnehmer diese Situation direkt im Gelände anhand der Tafeln sowie den Erläuterungen erleben.  

Die Exkursion schloss mit einem kurzen Abstecher zu den bereits während der Römerzeit angelegten Erzschürgruben (Pingen). Hier konnten die Teilnehmer selbst Erzkleinschlag (Brauneisenstein / Limonit), welcher während der Römerzeit im Rahmen der Erzgewinnung erzeugt wurde, in die Hand nehmen. Zahlreiche interessierte Fragen und Anmerkungen belebten die Exkursion und unterstrichen die Begeisterung der Teilnehmer für die Römer im Ahrtal. Der Vorsitzende des Denkmalvereins, Hardy Rehmann, dankte Gabriel Heeren für die anschaulichen und spannenden Erläuterungen des römischen Lebens im Ahrweiler Wald. 



Abbildungstext:



Gemeinsame Besichtigung von Gutshof und Rundweg mit Eva-Maria Kreuter (ARKUM, Vorsitzende) und Gabriel Heeren. Foto: Melina Nickel



Blick auf die Grundmauern eines Wirtschaftsgebäudes mit installierter Darre (Vordergrund). Foto: Melina Nickel




Der Rundweg innerhalb des Siedlungsbereichs zwischen Hauptgebäude und Schlackenhalden (Station 3 und 4). Foto: Gabriel Heeren  


Text:   Gabriel Heeren



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